Kein Tag vergeht ohne neues Schreckensszenario über mögliche Energiepreissprünge. Dabei ist der Strompreis in den letzten zehn Jahren bereits um knapp 60 Prozent gestiegen1 und das Heizen mit Gas ist infolge des Ukraine-Krieges so teuer wie nie2. Doch welches Gerät benötigt im eigenen Haushalt den meisten Strom? Wie viel Energie verbraucht die Heizung momentan und wie energieeffizient sind die eigene Wohnung oder das Haus? Zwar wollen 8 von 10 Menschen in Deutschland (79 Prozent) bewusst weniger Energie verbrauchen. Um einen aktiven Beitrag zur Energiewende zu leisten, brauchen sie allerdings die nötigen Informationen.
Energieverbrauch: Die große Unbekannte
So wünschen sich 71 Prozent mehr Transparenz zum Stromverbrauch von einzelnen Geräten und 69 Prozent präzisere und leichter zugängliche Informationen über ihren Stromverbrauch insgesamt. 40 Prozent der Menschen in Deutschland wissen zudem nicht, wie hoch der Verbrauch ihres Haushaltsstroms pro Jahr überhaupt ist und 30 Prozent können nicht die Höhe ihrer monatlichen Abschlagszahlung beziffern. Das sind die Ergebnisse einer repräsentativen Befragung im Auftrag des Digitalverbands Bitkom unter 1.002 Menschen in Deutschland ab 18 Jahren. Die Befragung wurde von Januar bis Mitte Februar 2022 durchgeführt – also unmittelbar vor der russischen Invasion der Ukraine.
Mehr als die Hälfte will Smart Meter nutzen
Mittlerweile interessiert sich mehr als die Hälfte der Deutschen (57 Prozent) für Smart Meter, also digitale, internetfähige Messgeräte für Wärme oder Strom, die den Verbrauch automatisch an die Anbieter übertragen. 20 Prozent können sich die Nutzung auf jeden Fall vorstellen, weitere 37 Prozent können sich dies eher vorstellen. Zu Beginn der Markteinführung der Smart Meter im Januar 2020 hatten sich erst 36 Prozent der Menschen in Deutschland offen gegenüber dieser Technologie gezeigt. Ihr Einbau ist aktuell für Haushalte mit einem hohen Stromverbrauch von mehr als 6000 kWh/Jahr vorgeschrieben. Auch der Bekanntheitsgrad von Smart Metern ist in den vergangenen zwei Jahren gestiegen: 33 Prozent haben noch nie davon gehört oder gelesen. Im Januar 2020 konnten noch 42 Prozent nichts mit der Technologie anfangen. Andere Länder sind Deutschland in diesem Bereich teils viele Jahre voraus. Während in Spanien bereits seit 2018 nahezu alle Haushalte über Smart Meter verfügen, ist der Smart-Meter-Rollout in Schweden schon seit 2009 abgeschlossen. In Italien wurden bereits im Jahr 2001 erste Smart Meter in Haushalten verbaut. In den Niederlanden liegt die Einbauquote mittlerweile bei über 95 Prozent.
Konkret interessiert sich eine Mehrheit von 65 Prozent der Deutschen für die Verbräuche einzelner Geräte in ihrem Haushalt, um so Stromfresser identifizieren zu können. 60 Prozent hätten gerne auf ihr persönliches Verhalten ausgerichtete Informationen, wie sie direkt Strom sparen können. Mehr als die Hälfte (54 Prozent) ist am CO2-Ausstoß interessiert, der aus dem eigenen Verbrauch resultiert.
Eine digitale Renovierungswelle ist nötig
Auch beim Thema Heizen wünschen sich die Menschen in Deutschland mehr Transparenz. So würden drei Viertel (75 Prozent) ein Siegel oder Label begrüßen, das zeigt, ob die eigene Heizung energieeffizient ist. 68 Prozent wünschen sich intelligente Zähler, die in Echtzeit anzeigen, wie viel Energie die Heizung gerade verbraucht. 59 Prozent können sich außerdem vorstellen, ihre Verbrauchsdaten anonymisiert dem Ersteller der Heizkostenabrechnung zu übermitteln. Vor allem beim Thema Heizen könne man mit einer konsequenten Digitalisierung den Energieverbrauch massiv senken und die Energieeffizienz steigern, so Bitkom-Präsidiumsmitglied Matthias Hartmann. Heizungen gehörten zu den größten CO2-Emittenten in Deutschland. Schon die im Klimaschutzgesetz formulierten Einsparziele für das Jahr 2020 wären seitens des Gebäudesektors nicht erfüllt worden. Aktuelle Abschätzungen zeigten, dass die Ziele auch 2021 verfehlt würden. Um Energie zu sparen, bräuchte es nicht nur die klassische energetische Sanierung, sondern vor allem eine smarte Steuerung von Heizungsanlagen – in Gewerbeimmobilien ebenso wie in Privathaushalten. Nötig wäre eine digitale Renovierungswelle.
Die Studienergebnisse zum Download: www.bitkom.org/sites/main/files/2022-03/Bitkom-Charts%20Energie2022.pdf
Quelle: Bitkom e. V.
1https://www.verivox.de/strom/strompreisentwicklung/
2https://www.verivox.de/gas/gaspreisentwicklung/